Wie werde ich eine Fahrradfreundliche Kommune?

Eine fahrradfreundliche Kommune ist eine Stadt, Gemeinde oder Stadtteil / Bezirk, die sich darauf konzentriert, das Radfahren als eine attraktive, sichere und umweltfreundliche Form der Mobilität zu fördern. Es gibt auch fahrradfreundliche Bezirke und Stadtteile. In einer fahrradfreundlichen Kommune ist es einfach und sicher, mit dem Fahrrad zu fahren. Die Kommune setzt sich auch dafür ein, dass das Radfahren als eine wichtige und gleichberechtigte Form der Mobilität angesehen wird und fördert es aktiv, zum Beispiel durch eine vielfältige Radkultur.

Es ist daher wichtig, in verschiedenen Handlungsfeldern Maßnahmen umzusetzen, um den Radverkehr zu fördern. Es gibt nicht nur eine einzelne Lösung, die alle Probleme im Bereich der Radverkehrsförderung lösen kann. Vielmehr ist es notwendig, verschiedene Handlungsfelder zu betrachten, um ein umfassendes Maßnahmenpaket zu schnüren, welches viele Menschen anspricht.

Die neun Handlungsfelder der Fahrradmobilität

Entdecken Sie die verschiedenen Handlungsfelder. Dort finden Sie Maßnahmen und deren zugehörigen Praxisbeispiele

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Governance

Politische, konzeptionelle und organisatorische Maßnahmen, z. B. politische Entscheidungen, rechtliche Grundlagen, Finanzierung und Förderungen, Verantwortlichkeiten und Organisationsstrukturen sowie Konzepte, Beteiligung, Monitoring und Evaluation.

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Bildung und Trainings

Bildung und Trainingsangebote für Kinder sowie Erwachsene sind besonders wichtig, Sie machen das Fahrrad für mehr Menschen zugänglich und tragen dazu bei, dass das Fahrrad ein selbstverständlicher Bestandteil der Mobilitätskultur wird.

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Infrastruktur

Maßnahmen zur Verbesserung von Radinfrastrukturanlagen (fließender und ruhender Verkehr). Um die Nutzbarkeit für alle Zielgruppen zu erhöhen, muss eine geeignete Radinfrastruktur so ausgelegt sein, dass sich alle Personen sicher fühlen.

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Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Maßnahmen aus dem Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit tragen dazu bei, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu bewerben und vermitteln wichtige Informationen, zum Beispiel zu radverkehrsbezogenen Angeboten.

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Services

Radverkehrsbezogene Serviceangebote, wie Reparaturstationen sowie Bike-Sharing oder verschiedene Apps (z. B. zur Routenführung), sind wichtige Bausteine, um den Radverkehr zu fördern und zugänglicher zu gestalten.

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Multimodalität und Nahmobilität

In dem Handlungsfeld Multimodalität und Nahmobilität dreht sich alles darum, den Radverkehr besser mit anderen Verkehrsmitteln zu verknüpfen sowie in Einklang mit anderen Formen der Nahmobilität zu bringen.

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Wirtschaft

Das Handlungsfeld Wirtschaft fokussiert auf Logistik mit dem Rad und welche den Kundenverkehr im Einzelhandel adressieren und die Radmobilität diesbezüglich fördern.

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Tourismus und Freizeit

Es gibt unterschiedliche kommunale Handlungsmöglichkeiten zur Förderung der touristischen und Freizeitfahrradmobilität fördern, wie z. B. touristische Infrastruktur, Services oder Informationen.

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Verkehrsberuhigung

Die Reduzierung des Kfz-Verkehrs durch beispielsweise Geschwindigkeitsreduzierungen, Fahrverbote für Kfz oder die Reduzierung von Kfz-Stellplätzen, trägt insgesamt zu einer Verbesserung der Fahrradmobilität bei.

Systematisierung

Plan F Systematisierung
Urheber: Fair Spaces

Zielformulierung

Als Erstes sollten klare und messbare Ziele formuliert werden, die den Zweck haben, das Radfahren in der Kommune zu fördern. Zum Beispiel könnte ein Ziel sein, den Anteil des Fahrradverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen zu erhöhen, die Anzahl der Fahrradabstellanlagen auszubauen, die Sicherheit für Radfahrende zu verbessern oder über Dienstleistungen und Förderprogramme den Zugang zum Fahrrad zu erleichtern. Diese Ziele sollten mit den lokalen Bedürfnissen und Gegebenheiten im Einklang stehen.

Radverkehrskonzept

Ein Radverkehrskonzept ist ein Planungs- und Strategiepapier, das sich auf die Förderung des Fahrradverkehrs in einer Stadt oder Region konzentriert. Es ist ein umfassender Plan, der sich auf verschiedene Aspekte des Radverkehrs bezieht (s. Handlungsfelder der Fahrradmobilität).

Ein Radverkehrskonzept wird in der Regel von der kommunalen Verwaltung oder einem externen Unternehmen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen erstellt und setzt sich in der Regel das Ziel, den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr zu erhöhen und somit zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität beizutragen.

Ein gutes Radverkehrskonzept sollte realistische und praktikable Ziele setzen, die in Zusammenarbeit mit den Bürger*innen, den Interessengruppen und der Wirtschaft erreicht werden können (s. „Zielformulierung“). Dabei sollten auch die langfristigen Entwicklungen in der Stadt- und Verkehrsplanung berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Entwicklung von neuen Wohngebieten oder die Einführung von neuen Verkehrstechnologien.

Projektplan

Das Radverkehrskonzept besteht aus vielen verschiedenen Maßnahmen. Es ist notwendig, für jede Maßnahme oder jedes Maßnahmenbündel einen Projektplan anzufertigen, der alle erforderlichen Schritte und Maßnahmen zur Umsetzung umfasst.

Der Projektplan sollte aus diesen Punkten bestehen:

    Zielgruppe

    Definieren Sie die Zielgruppe und berücksichtigen Sie ihre Bedürfnisse und Anforderungen, so haben z. B. Kinder andere Bedürfnisse als ältere Personen oder Berufspendler*innen.

    Ziele

    Es sind messbare Ziele pro Maßnahme zu erarbeiten. Ziele sind z. B. Sicherheit, Reduktion von Mobilitätsarmut, Umwelt- und Naturschutz, Erhöhung des Radverkehrsanteils und Reduktion des Pkw-Verkehrs.

    Budget & Personal

    Budget & Personal: Das Budget ist zu definieren. Zudem ist es notwendig, die involvierten Ämter, Planungsbehörden und ggf. Interessengruppen zu koordinieren. Eine koordinierte Verwaltungstätigkeit ist unerlässlich, um einen reibungslosen Planungs- und Umsetzungsprozess zu gewährleisten. Hierbei sollten klare Verantwortlichkeiten definiert und eine verantwortliche Person für die Maßnahmensteuerung benannt werden.

    Umsetzungsplan

    Dies ist die Umsetzung der Maßnahme selbst, das Produkt am Ende. Hierfür braucht es Zeitpläne und Umsetzungsschritte in Verknüpfung mit dem verantwortlichen Personal. Mögliche Herausforderungen und Risiken sind zu definieren und einzukalkulieren.

    Priorisierung

    Der Verkehrs- und Mobilitätssektor ist ein bedeutender Bereich für unser Leben in der Stadt und auf dem Land. Er steht in Zusammenhang mit vielen verschiedenen Bereichen und Aufgaben, z. B. kann die Luftqualität durch die Erhöhung des Radverkehrsanteils mit gleichzeitiger Minderung von Kfz-Verkehren verbessert werden. In einem Projektplan sollten auch diese Effekte berücksichtigt werden. Hierdurch können bessere strategische Entscheidungen und Priorisierungen getroffen werden.

    Beteiligung

    Beteiligung: Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert häufig eine breite Beteiligung aller Akteur*innen. Es ist daher wichtig, die Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung (auch von Kindern), der Interessenverbände und der lokalen Unternehmen zu identifizieren. Hierzu können öffentliche Veranstaltungen, Workshops, Arbeitskreise, Online-Foren oder Umfragen genutzt werden, um die Meinungen und Wünsche der verschiedenen Interessengruppen zu sammeln und zu berücksichtigen (mehr zu Beteiligung, s. unten).

    Kommunikation

    Kommunikation: Damit die Maßnahme nach Umsetzung Bekanntheit erfährt und genutzt wird, ist es notwendig, diese zu kommunizieren. Entweder nach Umsetzung oder auch schon im Prozess. Über Maßnahmen schon im Prozess zu informieren, erhöht ihre Akzeptanz, mindert Rückfragen der Bevölkerung zum Umsetzungsstand, stärkt das Vertrauen in die Verwaltung und kann notwendig sein, wenn die Bevölkerung am Planungs- und Gestaltungsprozess beteiligt wird. Hierbei sollten sowohl klassische Werbemaßnahmen wie Plakate oder Broschüren, Kommunikation über Social Media als auch zielgruppenorientierte Kommunikation an z. B. Schulen oder Unternehmen eingesetzt werden. Maßnahmen auch nachzulesen in unserem Wissensspeicher.

    Evaluation

    Um den Erfolg und die Effektivität der Maßnahme zu messen und zu bewerten, ist es wichtig, regelmäßige Evaluierungen durchzuführen. Hierzu können beispielsweise Interviews und Umfragen zur Zufriedenheit der Nutzenden, Verkehrszählungen, Luft- und Lärmmessungen, Audits Sicherheit, Umsetzungsstand, s. auch Plan F Audit genutzt werden, um den Fortschritt zu messen und festzustellen, ob weitere Anpassungen oder Verbesserungen notwendig sind. Die Art der Evaluation hängt von den definierten Zielen ab. In unserem Plan F speicher befinden sich gute Praxisbeispiele zu Evaluationsmaßnahmen.

Insgesamt erfordert der Weg zu einer fahrradfreundlichen Kommune ein ganzheitliches Konzept und eine langfristige Planung. Wenn die Kommune diese Schritte befolgt und die Beteiligung und Zusammenarbeit aller Interessengruppen fördert, kann sie zu einer fahrradfreundlicheren Kommune werden.

Checkliste für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen

Eine Checkliste für die Maßnahmen zu erstellen hilft, um sicherzugehen, dass sie den gewünschten Effekt haben. Nicht alle Punkte müssen für Ihre Maßnahme relevant sein.

1. Definition von Zielen der Maßnahme, z. B.

  • Mobilitätsarmut wird reduziert und gesellschaftliche Teilhabe erhöht
  • Menschen mit körperlichen Einschränkungen werden erreicht
  • Erhöhung der objektiven Sicherheit (weniger Unfälle)
  • Erhöhung der sozialen / subjektiven Sicherheit
  • Fahrradnutzung wird praktischer
  • Radverkehrsanteil wird erhöht
  • Komfort und Fahrspaß werden verbessert
  • Zielt auf Lebensumbruchphasen ab (Kinder aus dem Haus, Umzug, neue Arbeitsstelle, von Grundschule zu weiterführender Schule)
  • Fahrrad steigt in der Wahrnehmung (Statussymbol / hipp / Fahrradkultur)

2. Ermittlung des Aufwands / Bereitstellung der Mittel

  • Personelle Mittel sind verfügbar
  • Erhöhung der objektiven Sicherheit (weniger Unfälle)
  • Einsatz von Fördermitteln prüfen
  • Zeitaufwand
  • Ggf. Durchführung Kosten-Nutzen-Analyse
  • Radverkehrsanteil wird erhöht

3. Integration von Partizipation / Vernetzung

  • Interdisziplinäre Gestaltung
  • Einbindung / Beteiligung verschiedener Akteur*innen im Gestaltungsprozess
  • Maßnahme verfolgt einen partizipativen, geschlechterparitätischen und inklusiven Ansatz

4. Maßnahme trägt zur Lösung anderer kommunalen Problemstellungen bei (indirekt)

  • Klimaresiliente Städte (z. B. mehr Grünflächen, geringer Versiegelungsgrad, effiziente Flächennutzung)
  • Gerechterer Mobilitätszugang
  • Förderung des Umweltverbundes
  • Reduzierung des CO²-Ausstoßes
  • Verbesserung der Luftqualität
  • Verminderung der Lärmbelastung
  • Verbesserung der Aufenthaltsqualität

5. Evaluation / Formulierung von Indikatoren und messbaren Zielen

6. Übertragbarkeit

  • Wiederholungen sind möglich
  • Maßnahme ist in anderen Stadtteilen (innerstädtisch) anwendbar
  • Maßnahme ist auf andere deutsche Städte übertragbar